Wie manche Leute vergessen haben, dass sie ein Teil der Natur sind, habe ich zum ersten Male im Juni 1979 im Okavango Delta in Botswana erlebt.

Nach unserem waghalsigen Flug begrüssten Pierre und ich die anderen Gäste sowie unsere Gastgeber und nahmen unsere Zelte in Besitz. Der Plan war, dass wir uns vier Nächte vom Hauptcamp trennen würden, um mit den Mokoros auf Fotosafari zu «schwimmen».

Ein Mokoro ist ein etwa vier Meter langes Einbaumboot, das aus dem Leberwurstbaum gefertigt wird und von einem Bootsführer mit einem langen Stock geführt wird.

Der grösste Vorteil gegenüber der Safari mit Geländewagen ist, dass man auf dem Wasser kaum Lärm verursacht und dadurch die Tiere es nicht als Bedrohung empfinden.  Die Einheimischen verwenden seit Generation dieses Fortbewegungsmittel. Der Nachteil ist, dass man vorwiegend zwischen Papyrus und unzähligen Spinnen den kleineren Wasserkanälen folgt, weil in den grösseren das Flusspferd (Hippo) und das Nilkrokodil ihren Lebensraum haben, den wir respektieren.

Wir wurden gefragt, ob wir bitte eine Dame mitnehmen möchten. Sie war allein, hatte Liebeskummer, kam soeben aus einer Beziehung und wusste nicht, wie Sie den Tag verbringen wollte.

Na ja, wir hatten Lebensmittel für sechs Personen mitgenommen, dann würde es wohl auch für sieben reichen. Ich war so hilfsbereit und bejahte den Wunsch der Dame, was ich später stark bereute.

Wir packten ein zusätzliches Mokoro mit unserer Ausrüstung und Lebensmitteln und ab ging es auf ins Abenteuer, eins sein mit der Natur, weit weg von Alltag und Zivilisation.

Während der Fahrt mit dem Mokoro hielt sich «mein» Gast die ganze Zeit unter einer Jacke versteckt, weil wir so einigen Spinnen begegneten. Es war ihr unangenehm und sie schrie immer laut auf, je nach Grösse der Spinne. Drei Stunden hielt sie es unter der Jacke aus und verpasste so natürlich die wilden Tiere, Vögel und anderes.

Bei der Ankunft auf einer Insel half sie selbstverständlich nicht beim Aufbau der Zelte. Oh nein, das ist doch Männersache!

Während wir noch bei Tageslicht eine Feuerstelle mit Steinen bauten und Holz suchten, damit wir kochen und das Feuer durch die Nacht am Leben erhalten konnten, hat die Dame einfach mein Zelt beschlagnahmt. Nach Sonnenuntergang genossen wir unser Abendessen und teilten Erlebnisse mit unseren Guides und unserem Bootsführer bis spät in die Nacht. Die Dame ging schon früh schlafen, der Stress mit den Spinnen hatte ihr mitgespielt.

Als ich dann in mein Zelt wollte, verweigerte sie mir den Eintritt. Ich schlief deshalb auf dem nackten Boden – meine Schaummatte war ja im Zelt – neben dem Feuer unter den Sternenhimmel.

Am nächsten Morgen war die Dame früh wach und ging zum Flussufer, um ihre Katzenwäsche zu erledigen und ihre Haare zu waschen. Danach fragte sie, wo sie ihren Haartrockner anschliessen könne, und war ganz erstaunt, dass wir keinen Generator im zusätzlichen Mokoro mitgenommen hatten. Zum Glück gab es zu dieser Zeit noch kein Smartphone, ansonsten wir noch eine weitere Erfahrung erleben durften.

Jeden Abend gingen wir mit dem Mokoro in den kleinen Fluss. Während eine Person Ausschau nach Krokos und Hippos hielt, zogen sich die andere aus und konnten sich waschen wie vor x tausend Jahren schon. Die prüde Dame machte natürlich nicht mit.

Trotz der Eskapaden dieser Dame hatten wir doch eine gute Zeit und ich bin um eine Erfahrung reicher geworden. Von da an machte ich meine Ausflüge in die Wildnis nur noch mit naturverbundenen Menschen.